Dank Toren von Gianluca Sforza und Roger Pfyl dreht der FC Mutschellen das Derby gegen Niederwil in der Schlussphase. Die aufopferungsvoll kämpfenden Gäste müssen die gesamte zweite Hälfte über in Unterzahl agieren.
Wenn der FC Mutschellen spielt, dann ist in den Schlussminuten Zunder drin. Bereits zum dritten Mal in dieser Rückrunde entschied die Colacino-Elf ein Spiel in der Schlussphase für sich. Und einmal wurde kurz vor Schluss die bisher einzige Niederlage – gegen Othmarsingen – besiegelt.
Aber der Reihe nach: Mutschellen begann animiert und suchte die frühe Führung. Zuerst war aber der gegnerische Verteidiger einen Ticken vor Blerim Pnishi am Ball, anschliessend parierte Torhüter Simon Zimmermann den wuchtigen Abschluss Nic Kellers mit den Fingerspitzen. Das war es dann aber – bis in die zitierte Schlussphase – bereits mit reellen Mutscheller Tormöglichkeiten. Niederwil kam fortan immer besser ins Spiel. Der Gast agierte wesentlich kämpferischer und behielt in den meisten Zweikämpfen die Oberhand. Nach etwas mehr als einer halben Stunde hätte Raphael Peterhans seine Farben in Führung bringen können. Er köpfte die perfekte Livio Rey-Flanke aber aus bester Position über das Gehäuse.
So war es einige Minuten später Peter Stauber, der Niederwil zur umjubelten Führung schoss. Der Gast nutze in der Mitte seine erschreckend grossen Freiheiten; der lancierte Stauber schloss aus 16 Metern trocken zum 0:1 ab. Derselbe Peter Stauber sollte Augenblicke danach zum tragischen Helden für sein Team avancieren. Etwas gar ambitioniert ging er gegen Fabian Riesen in den Zweikampf und sah praktisch mit dem Pausenpfiff die zweite gelbe Karte an diesem Abend. Niederwil musste also die gesamte zweite Halbzeit mit einem Mann weniger in Angriff nehmen.
Jedoch war davon lange Zeit kaum etwas zu sehen. Es gelang Mutschellen lange nicht, diese numerische Überzahl auszunutzen. Niederwil setzte den Gastgeber durch frühes Pressing unter Druck und zog sich danach rasch in die Defensive zurück. Das Burkertsmatt-Team fand vorerst kein Mittel gegen einen leidenschaftlich und aggressiv auftretenden Gegner. Während Mutschellen dadurch kaum je gefährliche Aktionen erzeugen konnte, zeigte der Gast gar nicht erst ein Interesse daran, den Fokus auf eigene offensive Aktionen zu legen. Oft wurde der Ball einfach möglichst weit weg spediert. Die Attraktivität des Spiels hielt sich durch die beschriebene Patt-Situation vorderhand in engen Grenzen.
Aber da waren ja einmal mehr noch die letzten zehn Minuten der Partie. Und die hatten es in sich! Es lief die 81. Spielminute: Roger Pfyl verlängerte eine Flanke mehr unfreiwillig zum freistehenden Gianluca Sforza, dessen Kopfball den Weg ins Tor zum ersehnten Ausgleich fand. Kurze Zeit später scheitere Luca Merendino nach Vorarbeit von Thierry Huber mit einem Abschluss aus Strafraumnähe knapp. Und quasi im Gegenzug sah man plötzlich ein offensives Erwachen des FC Niederwil: Damian Wüthrich fasste sich aus über 20 Metern ein Herz und zog ab. Der Ball klatschte von der Latte zurück aufs Feld, wo er von der Mutscheller Hintermannschaft geklärt werden konnte.
Die Zuschauer wurden nun mit Spektakel für ein zuvor von Taktik geprägtes Spiel entschädigt. Dieses fand seinen Höhepunkt in der erstmaligen Führung des Heimteams. Roger Pfyl und Kevin Kempter spielten sich mit einem Doppelpass durch die gegnerische Abwehr, so dass Pfyl mit viel Power alleine aufs Tor losziehen konnte. Mit einem satten Schuss ins lange Eck sorgte er für das 2:1.
Niederwil warf nun alles nach vorne. Dies eröffnete Mutschellen bisher ungeahnte Möglichkeiten bei Kontern. Kevin Kempter und Gianluca Sforza verpassten es jedoch haarscharf, für die endgültige Entscheidung zu sorgen. So blieb es beim letztendlich eher glücklichen Sieg für das Heimteam.
Nach dem Derby ist vor dem Derby. Was nun folgt, ist der vorläufige Saisonhöhepunkt. Am Dienstag, 23. April 2019, steht um 20.15 Uhr der Halbfinal des Aargauer-Cups auf dem Programm. Mutschellen wir dann auswärts beim Drittligisten Sarmenstorf zu Gast sein. Es darf auf ein Spiel gegen einen ähnlich aggressiven Gegner wie Niederwil spekuliert werden. Mutschellen wird gut daran tun, sich punkto Kampfbereitschaft und Leidenschaft eine Scheibe vom heutigen Gegner abzuschneiden.
FC Mutschellen – FC Niederwil 2:1 (0:1)
Burkertsmatt. – 180 Zuschauer. – SR: R. Hanna. – Tore: 38. Stauber 0:1, 81. Sforza 1:1, 87. R. Pfyl.
Mutschellen: Riesen; Lodi (68. Sforza), Moser, Meindl, Brunner; Huber, Stadelmann, P. Pfyl, Keller (59. Merendino); R. Pfyl; Pnishi (76. Kempter).
Niederwil: Zimmermann; Haas (90. Koch), Luca Rey, Angst, Wüthrich; Livio Rey, Peterhans, Schwegler, Schertenleib, Ambrozzo (78. J. Rey), Stauber.
Bemerkungen: Mutschellen ohne Kretz, Lo Presti, Jungen (gesperrt). – Verwarnungen: 22. Stauber, 49. Brunner, 90. Moser, 93. Wüthrich, 94. Huber (alle Foul). – Platzverweis: 45. Stauber (wiederholtes Foulspiel).