Der FC Mutschellen setzt im Derby gegen Niederwil ein Ausrufezeichen. Am Beispiel zweier Brüder sieht man, wieso der Unterschied der beiden Freiämter Zweitligisten so gross ist.
Die Laune ist schlecht beim FC Niederwil. Die Spieler sind niedergeschlagen nach der 0:4-Niederlage gegen Mutschellen. Trainer Luigi «Gino» Saporito will nach dem Spiel nichts sagen. «Die Anzeigetafel sagt doch schon alles.» Assistenz-Trainer Martin Bräuer findet einige Worte für die 0:4-Klatsche, die das Team im Derby gegen Mutschellen kassiert hat. «Die Situation bei uns ist prekär. Die Personaldecke ist extrem dünn. Wir laufen jetzt schon auf dem Zahnfleisch.»
Wegen diverser Absenzen muss der FC Niederwil sein Team mit Spielern aus der zweiten Mannschaft und den Junioren-Abteilungen auffüllen. Und das obwohl erst vier Spiele absolviert sind. Qualitativ und quantitativ reicht das Niederwiler Rumpfkader nicht, um Leader Mutschellen gefährlich zu werden. «Es wäre ein Wunder gewesen, wenn wir einen Punkt geholt hätten», sagt Bräuer. «Dass die Spieler niedergeschlagen sind, ist verständlich. Aber unsere zweite Mannschaft spielt in der 4. Liga. Man kann ihnen auf diesem Niveau keinen Vorwurf machen.»
Dabei zeigt Niederwil gemessen an den Möglichkeiten keine schlechte Partie. Die Gäste kämpfen mit allem, was sie haben. Doch im Spielverlauf haben sie immer weniger. Stürmer Joel Insaurralde fehlt, weil er im Urlaub ist. Fabrice Rätz ist noch angeschlagen vom letzten Spiel gegen Kölliken und muss nach einer halben Stunde raus. Nach 50 Minuten verliert Niederwil verletzungsbedingt auch Stürmer Pasquale Savinelli. Die Gäste stehen ohne Offensive da. Defensiv kämpfen die Niederwiler. Nach vorne fehlt aber die Durchschlagskraft.
Groth-Brüder als Puzzle-Stücke
Anders sieht es bei Mutschellen aus. Die Offensive um Kevin Kempter, Nico Stadelmann, Timon Groth und Thierry Huber wirbelt von Anfang an. Nach einem Solo erzielt Huber in der 17. Minute die Mutscheller Führung. Nach einer Kombination der Offensive erhöht Timon Groth in der 42. Minute auf 2:0.
Timon Groth ist ein gutes Beispiel, wieso es bei Mutschellen läuft und bei Niederwil nicht. Der Neuzugang von Bremgarten ist ein permanenter Gefahrenherd in Mutschellens Offensive. Seine Qualität gibt Mutschellen-Trainer Sergio Colacino den Luxus, unter anderem Vincenzo Merendino, den zweitbesten Skorer der vergangenen Saison, am Anfang auf der Ersatzbank zu lassen. Während Timon Groth auf dem Feld wirbelt, beobachtet sein Zwillingsbruder Robin Groth das Geschehen auf dem Platz. Er schaut nicht bloss seinem Bruder zu. «Er wechselt zu uns. Am Samstag ist er spielberechtigt», so Niederwil-Co-Trainer Bräuer. Die Groth-Zwillinge als Beispiel, wie gross die Unterschiede bei den beiden Mannschaften sind: Timon stellt den Mutschellen-Trainer Colacino vor Luxus-Probleme bei der Aufstellung, der Transfer von Robin ist hingegen für Niederwil essenziell, um überhaupt genug Spieler im Angriff zu haben.
Qualität und Quantität setzen sich durch
Mutschellen-Trainer Sergio Colacino ist froh um die Breite in seinem Team. «Jetzt, in den englischen Wochen, ist das eine grosse Hilfe.» Als er mit Kempter, Huber und Groth drei Offensivkräfte vom Platz nimmt, kann er mit Merendino, Daniele Garofalo und Robin Lodi drei starke Spieler einwechseln. «Das sagt doch schon alles», so Bräuer. «Sie können ohne Qualitätsverlust wechseln, während wir kaum Spieler haben.»
Kurz vor Schluss erzielt Stefan Furrer das 3:0. Danach verliert Niederwil um ein Haar einen weiteren Spieler. Merendino ist an Niederwil-Goalie Silvan Sigg vorbei und auf dem Weg zum 4:0. Sigg haut Merendino um. Der Schiedsrichter zückt nur Gelb. Dafür bestraft Merendino den Niederwil-Goalie, indem er den Freistoss direkt verwandelt.
Niederwiler Kampfgeist hat gepasst
Die Niederwiler haben trotz allem bis zuletzt gekämpft. «Es ist immer schwierig, gegen Niederwil zu spielen», so Mutschellen-Trainer Colacino. «Es ist immer ein Kampf.» Am Ende war es eine einseitige Sache. Die Mutscheller haben das grössere und stärkere Kader und sind mit vier Siegen aus vier Spielen Spitzenreiter. «Mit dem Saisonstart bin ich zufrieden», sagt Colacino. «Aber es ist trotzdem nur ein Start. Das Blatt kann sich schnell wenden.»
Die Niederwiler hingegen müssen so schnell es geht die Niederlage verarbeiten. Bräuer: «Wir müssen jetzt der Mannschaft gut zureden. Im Spiel haben wir gesehen, dass wir vielleicht mehr über den Kampf kommen müssen.»
Fussball, 2. Liga: FC Mutschellen – FC Niederwil 4:0 (2:0)
Quelle: Josip Lasic vom Bremgarter Bezirks-Anzeiger